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Warum Du Balance brauchst

Nein, ich meine damit nicht unbedingt den Netflix Marathon als Alternative zum harten Feierabendtraining. Aber Balance ist wichtig. Auch und gerade bei physischen Aktivitäten. Keine Frage, die meisten Menschen sind zu faul, was Training angeht und trainieren zu wenig intensiv. Dennoch kann es ein Fehler sein, wenn alle körperliche Aktivität, die man in seiner Freizeit unternimmt, intensiver, quälender Natur ist.

Warum Du jeden Tag ein wenig Schmerzen haben solltest, habe ich in diesem Artikel erläutert. Jedoch solltest Du auch jeden Tag (oder wenigstens mehrmals wöchentlich) eine körperliche Disziplin ausführen, die Dir einfach nur gut tut. Ich persönlich neige dazu, in die Falle zu tappen, das nicht zu tun. Vielleicht schreibe ich diesen Artikel hauptsächlich für mich. Wenn ich mich bewege, dann intensiv. Wenn ich Lust auf einen Spaziergang habe, mache ich einen Lauf draus. Wenn ich Lust habe, barfuß im Gras herumzulaufen, mache ich ein Eisbad. Wenn es nicht irgendwie extrem ist, bringt es ja vermeintlich nichts. Es ist aber wichtig, in dieser Hinsicht auf seinen Körper zu hören. Ich mache jetzt also häufiger das, worauf ich Lust habe. Nicht das, was mir Schmerzen bereitet und mich vermeintlich mental stärker macht.

Die Vertreter der zeitgenössischen „Hustle Culture“ blicken darauf wohl verachtungsvoll herab. Lassen keine Gelegenheit aus Ihren Körper zu quälen und betrachten genussvolle Bewegung als Hippie-Getue. Eine Einstellung voller Schuldgefühle, die ich nicht teilen möchte. Bitte nicht falsch verstehen: Intensive Workouts gehören dazu, und ich empfehle jedem, diese regelmäßig durchzuführen. Genussvolle Bewegung schafft aber dazu eine Balance, welche die härteren Trainings sogar unterstützen kann. Stichwort aktive Regeneration. Ich werde also weiterhin intensiv am Eisen bleiben. Womöglich sogar den ein oder anderen Lauf durchführen. Aber ab und zu gehe ich auch nur barfuß im nassen Gras spazieren.

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Warum ich (fast) keinen Sport mache

Häufig heißt es, um gesund zu leben, müsse man Sport machen und sich gesund ernähren. Viele klagen darüber, der Beruf und die Familie lasse ihnen keine Zeit für diese beiden Dinge. Ich persönlich habe auch kaum Zeit für Sport, zumindest nicht für regelmäßigen. Ich habe aber bzw. nehme mir Zeit für Training. Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining sind für mich kein Sport, sondern notwendige Maßnahmen zur „Wartung“ des Bewegungsapparates. ‚Idealerweise kommt auch noch Entspannungstraining (z.B. in Form von Meditation oder Progressiver Muskelrelaxation) hinzu. Der einzige Sport, den ich ab und zu ausübe, ist Tischtennis, allerdings gänzlich ohne Wettkampfambition oder Vereinszugehörigkeit.

Selbst wer es schafft, regelmäßig Sport auszuüben, sei das Golf, Tennis oder andere Freizeitbeschäftigungen, kommt um die oben genannten Maßnahmen nicht herum, weil sonst Dysbalancen entstehen, die Muskulatur erschlafft und Ausdauer und Beweglichkeit nicht optimal ausgeprägt sind. Richtig gehört: Sport und Bewegung alleine reichen nicht, es bedarf des Trainings. Das Problem mit allgemeinen Empfehlungen wie Sport zu machen, sich zu bewegen und „gesund“ zu ernähren, ist ihre Schwammigkeit. Wer sich einfach drauflos bewegt, dem fehlt es in der Regel an Intensität und Ausgeglichenheit der Belastungen. Zudem sind die Aktivitäten oft nicht zielgerichtet genug. Unsere Vorfahren haben das anders gelöst. In der Steinzeit sind die Menschen in der Regel viele Kilometer am Tag gegangen, haben schwere Dinge getragen, sind geklettert, geschwommen, haben gekämpft etc. Dauer und Vielfalt der Belastungen machten Strukturiertheit und Zielgerichtetheit weniger wichtig. Nur haben wir heute ein Zeitproblem. Für so viel Bewegung wie unsere steinzeitlichen Vorfahren fehlt uns die Zeit, deswegen brauchen wir Intensität und Struktur. Kurz gesagt, wir brauchen Training, keinen Sport.

Wer gerne Sport macht, der soll das gerne beibehalten. Nur gilt es diesen durch gezieltes Training zu ergänzen. Dadurch wird man im Sport in der Regel auch erfolgreicher und weniger verletzungsanfällig, und es macht einfach mehr Spaß. Wer ein Zeitproblem hat, sollte wenigstens ein Minimum an Training durchführen. 2x 20 Minuten Krafttraining in der Woche können schon effektiv sein. 10 Minuten Ausdauertraining, mehrmals in der Woche durchgeführt, sind besser als nichts. Und mit fünf Minuten Mobilitätstraining am Tag kann man bereits eine deutliche Verbesserung der Beweglichkeit erzielen. Das schafft jeder, der es wirklich will. Wie immer ist das Commitment entscheidend. Du brauchst dabei Hilfe? Meld dich gerne bei mir!

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Warum Du Kniebeugen machen solltest

Bei der Hocke handelt es sich um eine Ruheposition des Menschen. Eigentlich. Im Grunde sollte man in der Lage sein, sich so abzusetzen, dass die Füße komplett den Boden berühren, die Knieachse stimmt (d.h. die Knie in Richtung der Zehenspitzen zeigen und nicht etwa nach innen fallen) und der hintere Oberschenkel die Wade berührt. Dabei sollte es dem funktionalen Menschen im Idealfall noch gelingen, den Oberkörper einigermaßen aufrecht zu halten. Vielen gelingt es nicht, diese Position wie beschrieben einzunehmen. Und wenn, dann wird sie oft als mühsam wahrgenommen und kann vielleicht 5 Minuten lang eingenommen werden, ohne deutlich unangenehm zu werden. Von „Ruheposition“ kann also nicht die Rede sein.

Der israelische Bewegungsspezialist Ido Portal verordnet seinen Schülern gelegentlich die 30/30 Challenge durchzuführen, d.h. 30 Tage am Stück insgesamt 30 Minuten in der Hocke zu verbringen. Die 30 Minuten wiederum müssen nicht am Stück, sondern können auch in Blöcken von z.B. 3X10 oder 6×5 Minuten absolviert werden. Trotzdem ist diese Challenge härter als sie sich anhört. Danach ist man sicherlich der Hocke als Ruheposition um einiges näher.

Nun gibt es Trainingsspezialisten und Ärzte, die davon abraten, diese Position einzunehmen, geschweige denn sie beladen, also mit Gewicht, durchzuführen. Sie verweisen dabei meist auf den recht hohen Knievorschub, der bei der Übung stattfindet verbunden mit einer Schubladenbelastung des Kniegelenks und einem gewissen Stress auf die passiven Strukturen. Die extremen Vertreter dieser Position plädieren dafür, bestenfalls nur Beinübungen durchzuführen, bei denen das Kniegelenk weitgehend über dem Sprunggelenk bleibt. Dabei argumentieren sie jedoch recht offensichtlich an der Realität vorbei. Beim Laufen, Treppensteigen und rückwärtsgehen etwa (oder beim Einnehmen der Hocke im Alltag) kommt es in Alltag und Sport zwangsläufig zu einer Knieposition, wo das Knie über die Zehenspitze hinausschiebt. Wird diese Position nicht regelmäßig trainiert und belastet, steigt die Verletzungsgefahr im Alltag (was bei untrainierten Personen ja auch zu beobachten ist). Im Idealfall wird immer ein Kraftüberschuss in einer bestimmten Position erzeugt, wodurch Alltag und Sport dann locker gemeistert werden können.

Vorsicht geboten ist bei einer solchen Belastung der passiven Strukturen durchaus. Diese passen sich wesentlich langsamer an Trainingsreize an als etwa die Muskeln und bedürfen langer Pausenzeiten und einer langsamen Progression der Trainingslast. Verletzungen und Schmerzen bei Kniebeugen stammen häufig von einer zu schnellen Steigerung des Trainingsgewichts (der Muskel könnte schon, das Gelenk noch nicht) oder von unsauberer Ausführen/unzureichender Mobilität. Von „Schubladenübungen“ pauschal komplett abzuraten, schießt aber über das Ziel hinaus. Genauso wie das andere Extrem, bei dem dann empfohlen wird, einen maximal möglichen Knievorschub anzustreben. Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Und diese individuelle Mitte zu finden ist bei einem selbst und bei jedem Trainee immer wieder eine spannende Herausforderung.

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7 Gründe, warum Du den Kettlebell Swing machen solltest

Es gibt ein paar Übungen, die bereits seit Jahren einen festen Platz in meinem Trainingsplan haben und die auch fast alle meiner Kunden immer wieder genießen dürfen, sofern sie zu deren Zielen passen. Eine davon ist der Kettlebell Swing. Eine Übung, die falsch gemacht einigen Schaden anrichten kann aber richtig ausgeführt eine ganze Reihe von Vorteilen hat:

  1. Der Kettlebell Swing trainiert Deine hintere Kette: Der Swing ist eine effektive Übung für die sogenannte Streckerkette, also Hüftstrecker (großer Gesäßmuskel, hintere Oberschenkelmuskulatur) und Rückenstrecker, also Muskeln, die im Alltag oder bei populären Ausgleichssportarten wie Joggen eher vernachlässigt werden und für eine gute Figur, Explosivität und einen gesunden Rücken  durchaus vorteilhaft sind.
  2. Der Swing trainiert viele Muskeln gleichzeitig und kann somit fast als Ganzkörperübung bezeichnet werden. Wer ein effizientes Training sucht und nicht Stunden im Fitnessstudio verbringen möchte, liegt beim Swing also richtig
  3. Der Swing trainiert Kraft und Ausdauer gleichzeitig. Ok, Fortgeschrittene werden mit der Übung sicherlich keine großen Kraftzuwächse erzielen können, weil man sie typischerweise eher mit hohen Wiederholungszahlen ausführt. Dennoch handelt es sich im weitesten Sinne um eine Kraftübung und der Puls geht dabei ordentlich nach oben. Die Übung eignet sich insbesondere fürs Intervalltraining oder für Kraftausdauerzirkel.
  4. Hohe Wiederholungszahlen des Swings zu absolvieren ist tough und sehr gut für die mentale Stärke.
  5. Dies hängt eng mit Punkt 1 zusammen, aber richtig ausgeführt ist der Swing sehr gut für den Rücken. Die Rückenstrecker werden gekräftigt, wobei die Wirbelsäule in einer neutralen Position gehalten wird, also keine einseitige Belastung erfährt. Weiterhin geht die Hüfte am Endpunkt der Bewegung in die maximale Streckung, wobei die Gesäßmuskulatur maximal angespannt wird und die Hüftbeuger einen leichten Dehnreiz erhalten. Den Fehlbelastungen durch langes Sitzen wird also entgegengewirkt.
  6. Der Swing schleift das Bewegungsmuster des Hip Hinge (funktionelle Hüftbeuge) ein, welches für den Alltag sehr wichtig ist. Die Hüfte wird dabei gebeugt und die Wirbelsäule in Neutralposition gehalten. Ein Beherrschen dieses Bewegungsmusters ist für gesundes und sicheres Heben unerlässlich.
  7. Der Swing enthält eine deutliche explosive Komponente, ist also auch vorteilhaft für alle, die ihre Schnelligkeit verbessern wollen. Es gibt einige Berichte, dass Leute ihr Gewicht beim Kreuzheben gesteigert haben, indem sie Swing in ihr Training integriert haben. Das liegt wohl an der erwähnten explosiven Komponente der Übung. Es ist kein Zufall, dass der legendäre Kraftdreikamp-Trainer Louie Simmons bei seinen Athleten einen explosiven Tag pro Woche einbaut.

Ich kenne keinen Menschen, der von der Durchführung des Kettlebell Swings nicht profitieren würde, vorausgesetzt er oder sie kann die Übung richtig ausführen. Also, get your swing on!

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Warum Du jeden Tag Mobility machen solltest

„Wenn es wichtig ist, mach es jeden Tag!“ Ein Spruch, der mir zurzeit viel im Kopf rumgeistert. Für Dinge, die uns wichtig sind, wie Mobility, sollten wir uns eigentlich jeden Tag Zeit nehmen. Dinge, die nicht wichtig genug sind, um sie jeden Tag zu machen, sollten wir am besten gleich ganz weglassen. Eine etwas extreme Sicht der Dinge, aber mir sehr sympathisch. Wir haben alle viel zu tun. Viele verschiedene Prioritäten kämpfen darum, einen Platz in unserem Terminkalender zu bekommen. Und dann ist da noch die Sache mit der Ruhe und Erholung… .

Da ist es hilfreich, sich zu fokussieren. Die Dinge, die wichtig sind, mehr zu machen und die anderen gleich ganz auszusortieren. Bewegung ist wichtig. Ohne Zweifel. Wie Ido Portal immer wieder betont, haben wir nicht die Wahl uns nicht zu bewegen. Wir können die Wahl treffen, keine bildenden Künstler zu sein. Oder keine Musik zu machen. Wir können anerkennen, dass andere in diesen Bereichen einfach mehr Talent haben als wir oder uns dafür entscheiden, dass diese Aktivitäten nicht zu unseren Prioritäten gehören. Wir können uns aber nicht dafür entscheiden, uns nicht zu bewegen. Wenn wir uns in der heutigen Zeit nicht aktiv mit Bewegung auseinandersetzen, leidet in der Konsequenz unsere Bewegungsqualität. Und damit unsere Lebensqualität.

Viele sind schon stolz darauf, dass sie zweimal in der Woche ins Fitnessstudio gehen und mit dem Rad zur Arbeit fahren. Während das mit Sicherheit besser ist, als gar nichts zu machen, ist es meistens noch lange nicht ausreichend. Und damit meine ich nicht, dass man mehr trainieren sollte.  Sondern dass diese spezialisierten Formen der Bewegung nicht ausreichen, um unseren sonst bewegungsarmen Alltag auszugleichen. Selbst bei einem optimalen Krafttraining werden bestimmte Bereiche des Körpers nicht optimal beweglich sein. Bestimmte  Muskeln werden einen zu hohen Tonus haben. Und unsere Bewegungen werden relativ ineffizient sein.

Das zu verhindern ist eine tägliche Aufgabe. Weil es dafür nicht Intensität braucht, sondern Konzentration und Regelmäßigkeit. Laut Kelly Starrett sollte jeder Mensch 20 Minuten am Tag für sein Mobility Training aufwenden. Das kann jeder. Man kann auch mit einer Übung beginnen. Wer täglich nur eine wichtige Übung durchführt, wird etwas verbessern. Und – noch wichtiger – er wird eine Gewohnheit erschaffen. Das ist das entscheidende. Es ist nämlich besser, fünf Minuten am Tag etwas zu machen, als die 20 Minuten, die man sich vorgenommen hat, nicht zu machen, weil man glaubt, nicht die Zeit zu haben. Der unperfekte Plan, den man durchzieht, ist besser als der perfekte Plan, den man nicht ausführt. Deshalb: Ansprüche runter schrauben und einfach machen!

Was man dabei macht, ist zunächst zweitrangig. Manche mögen Yoga, andere bevorzugen klassisches Stretching. Wieder andere führen Mobility Training nach Kelly Starret und Co. durch. Ich persönlich habe vor einigen Jahren Feldenkrais als fehlendes Teil meines Bewegungspuzzles entdeckt, benutze aber auch die oben genannten Methoden.

Die Frage ist, wo soll man starten? Vielleicht hattest Du mal nach einer Verletzung oder Operation Physiotherapie, und der Therapeut hat Dir ein paar Übungen mitgegeben, die Du regelmäßig machen sollst. Du hast sie aber vernachlässigt. Vielleicht hat Dir der Trainer im Fitness-Studio mal eine Übung für ein bestimmtes Problem gezeigt. Und dann gibt es da diese eine Dehnübung, die Dir immer so gut tut. Du machst sie aber nicht, weil andere Dinge vermeintlich wichtiger sind. Fang einfach mit diesen Sachen an. Oder auch nur mit einer davon. Du hast immer noch keine Ahnung, wie Du anfangen sollst? Dann führe Dir Deine Ziele vor Augen (Bessere Haltung? Weniger Schmerzen? Mehr Beweglichkeit in einem bestimmten Bereich) und informiere Dich darüber, wie Du sie erreichen kannst. Lies Bücher. Geh mal zum Yoga oder in die Feldenkrais-Stunde. Schau Dir Videos von Ido an zur Inspiration. Oder nimm Dir einen Personal Trainer. Hauptsache du machst es. Jeden Tag.

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Fettfreier Muskelaufbau an Weihnachten

Bei Menschen, die Training zum Muskelaufbau betreiben und bestrebt sind, ihren Körperfettgehalt ganzjährig möglichst niedrig zu halten, ruft das nahende Weihnachtsfest gemischte Gefühle hervor. Während man sich einerseits auf die Zeit mit der Familie und das Schlemmen freut, ist man möglicherweise auch etwas nervös bezüglich der Fettzunahme, die die festtaglichen Es(s)kapaden mit sich bringen könnte.

Sich „zusammenzureißen“ ist jedenfalls für mich an Weihnachten keine Option. Meine Disziplin bezogen auf Ernährung ist ohnehin schon nicht so gut, und mir würde es die Festtage komplett verderben, wenn ich tracken oder mich bei der Nachspeise mäßigen müsste. „Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade draus“, so heißt es, oder, weihnachtlich umgedeutet: „Wenn das Leben Dir Festtagsbraten samt üppiger Nachspeise gibt, nutze das für den Muskelaufbau!“ Gesagt, getan.

An den Feiertagen zu trainieren fällt mir nicht schwer. Man hat wenig zu tun und kann gut regenerieren, optimale Voraussetzungen also, um im Trainingsraum ein wenig Gas zu geben. An Trainingsmotivation mangelt es mir nicht. Im Alltag ist häufig das Problem, dass man viel arbeitet und zu wenig oder unregelmäßig schläft. Die Abwesenheit dieser Faktoren lässt mich das Festtagstraining richtig genießen. Mein Mindset ist nicht: „An den Feiertagen möchte ich mich entspannen und muss daher auch nicht trainieren“ sondern „An den Feiertagen bin ich entspannt und habe daher die Energie, mich richtig um meinen Körper zu kümmern“. Alles Einstellungssache.

Daher wird sowohl an Heiligabend als auch am 1. Weihnachtsfeiertag vor dem Festessen ein knackiges Muskelaufbautraining durchgeführt. Nur am 1. Januar werde ich das wohl nicht tun. So bald stehe ich da nicht auf. Man soll ja nicht übertreiben! Die vor den Mahlzeiten stattfindenden Trainingseinheiten sind die optimale Voraussetzung dafür, dass man beim Schlemmen kein schlechtes Gewissen haben muss. Schließlich können die Kalorien dann sinnvoll umgesetzt werden.

Das ist aber nicht das ganze Geheimnis. Hätte ich einfach nur vor den Festtagsmahlzeiten trainiert, hätte ich es dieses Jahr keinesfalls geschafft, drei Kilogramm zuzunehmen und dabei auch noch Körperfett zu verlieren. Ich hätte vielleicht ein bisschen Muskulatur zugenommen. Aber wahrscheinlich auch Fett. Wie habe ich es also geschafft? Dazu muss ich etwas weiter ausholen.

Im Sommer 2017 hatte ich trainingstechnisch einen leichten Durchhänger. Das passiert. Auch Personal Trainern. Im September beschloss ich dann wieder richtig Gas zu geben und die Entwicklung meiner Körperkomposition mittels Messungen mit einer Bioimpedanz-Waage von Tanita zu dokumentieren. Am 8. September 2017 hatte ich ein Körpergewicht von 79,2 kg bei einer Körpergröße von 185 cm. Zum 8. Dezember war dieses auf 83,9 kg angestiegen. Der Körperfettanteil war laut Waage in diesem Zeitraum von 11% auf 10,7 % gesunken. Derartig kleine Unterschiede bei Körperfettanteil sind aber bei solchen Bioimpedanz-Waagen nicht signifikant. Es könnte sich auch um eine Mess-Ungenauigkeit gehandelt haben. Relativ sicher kann man aber sagen, dass der KfA zumindest nicht angestiegen ist. Soweit, so gut.

Ab da vollzog sich aber eine seltsame Entwicklung. Obwohl ich beim Training weiter Gas gab, mich unverändert ernährte und auch meine Leistung im Training weiterhin steigern konnte, verlor ich auf einmal Gewicht. Am 15.12. war mein Gewicht nur noch bei 82,6 kg, am 20.12. bei 82,7 kg und am 22.12. bei 82,5kg. Der Körperfettanteil war dabei laut Waage sogar ein wenig gestiegen. Nun könnte man da noch von natürlichen Schwankungen sprechen, aber eine weitere Sache machte mich ein wenig stutzig: Ich schlief zu dieser Zeit recht schlecht. Ich konnte zwar abends immer gut einschlafen, wachte aber regelmäßig zwischen 3 und 4 Uhr morgens auf und konnte dann meist nicht mehr einschlafen. Und wenn, dann kurz bevor der Wecker klingelte. Ätzend.

Ich hatte diese sogenannte terminale Schlaflosigkeit zuvor schon erlebt, und zwar, wenn ich im Training mein Nervensystem zu stark belastet hatte. Ich war mir ziemlich sicher: Ich war ganz leicht im Übertraining. Ich hatte die ganze Zeit seit September viel Maximalkraft trainiert mit Grundübungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken usw. und mich dabei kontinuierlich gesteigert. Mein Nervensystem war wohl damit etwas überfordert und konnte sich nicht mehr schnell genug regenerieren. Daher der Gewichtsverlust und die Körperfettzunahme. Der Plan war also klar: Ich musste mein Training etwas umstellen – ich würde geringere Gewichte und höhere Wiederholungszahlen verwenden, so dass sich mein ZNS erholen konnte, die Muskeln aber weiter beansprucht würden. Man könnte in so einem Fall auch einfach Pause machen, aber ich glaube es ist besser weiter zu trainieren und die Art des Trainings zu verändern, so dass sich die überlasteten Systeme erholen können.

Bereits kurz vor Weihnachten, etwa um dem 20.12. herum, stellte ich also mein Training etwas um. Auch die Workouts am 24. und 25. waren vom Verzicht auf allzu hohe Gewichte und durch höhere Wiederholungszahlen geprägt. Ich fühlte mich gut. Die Messung am 27.12. war dann der Knaller: 85,5 kg bei 10,7 % Körperfett! Ich hatte also mal schnell in ein paar Tagen sauber 3 kg Muskeln aufgebaut! Nun könnte man sagen: „Naja, der hat halt gefressen und zugenommen!“. Schon, aber ich bin überzeugt, dass der Muskelaufbau im Normalfall nicht so „clean“ gewesen wäre. Das davor vorhandene leichte Übertraining, auch genannt „Overshooting“ war hierfür Voraussetzung.

Ich hatte diesen Verlauf nicht so geplant, aber hätte ich ihn geplant, ich hätte es kaum besser machen können. Wobei, ein wenig besser vielleicht schon. Im Folgenden der Versuch einer Anleitung, wie man einen solchen Effekt gezielt hervorrufen kann. Ich unterteile dabei das Vorgehen in drei Phasen, die „Overshooting“-Phase, die Erholungsphase und die „Fressphase“

Overshooting-Phase (3 Wochen bis 3 Monate):

  1. Trainiere so lange mit schweren Gewichten (3-5 Wiederholungen), bis sich leichte Übertrainingssymptome bemerkbar machen (Gewichtsabnahme, Leistungsverlust, evtl. leichte Schlafstörungen)
  2. Kontrolliere in dieser Zeit Deine Kalorienzufuhr. Iss genau so viele Kalorien, wie Du benötigst oder erzeuge ein leichtes Defizit (10%)
  3. Wichtig ist beim oben genannten Maximalkrafttraining, dass Du genügend Volumen hast, um einen Muskelaufbau-Effekt zu erzeugen. Versuche, insgesamt etwa 25 Wiederholungen pro Übung zu machen (z.B. 5 x 5)
  4. Iss genügend Protein (etwa 2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht)

Erholungsphase (eine Woche bis 10 Tage):

  1. Trainiere mit leichteren Gewichten (Grundübungen: 10-12 Wiederholungen; Isolationsübungen: 12-15 Wiederholungen)
  2. Iss etwa so, dass Du Deinen Kalorienbedarf deckst
  3. Iss genügend Protein (2g/kg)
  4. Reduziere ggf. die Frequenz ein wenig, so dass Du jede Muskelpartie nur einmal pro Woche trainierst
  5. Gehe auf keinen Fall bis zum Muskelversagen

Fressphase (max. eine Woche):

  1. Trainiere so wie in der Erholungsphase, aber versuche Deine Gewichte zu steigern, falls sich die Übertrainingssymptome gelegt haben. Falls die Symptome noch bestehen, behalte die Gewichte bei. Die Frequenz kannst Du jetzt wieder erhöhen.
  2. Erzeuge einen Kalorienüberschuss. Während Du an trainingsfreien Tagen etwa Deinen Kalorienbedarf decken solltest, darfst Du an Trainingstagen ad libitum essen. Insbesondere nach dem Training solltest Du Dir eine große Mahlzeit mit viel Protein und Kohlenhydraten gönnen. Auch Kohlenhydrate aus Weißmehl und raffiniertem Zucker sind dabei erlaubt.
  3. Bleibe nach wie vor dem Muskelversagen fern.

Häufig ist es so, dass man sehr gute Trainingsfortschritte beobachten kann, sobald man sich von einem Übertraining erholt hat. Sowohl in Sachen Kraft- als auch Muskelaufbau. Anstatt einfach nur eine Pause zu machen, trainiert man bei dieser Methode einfach weiter, aber so, dass das ZNS geschont wird. Dies ermöglicht potenziell bessere Fortschritte als das Vorgehen, bei dem man einfach pausiert.

Man hat in der Overshooting-Phase gute Reize gesetzt, und der Körper giert geradezu danach mit einer Anpassung zu reagieren, kann dies aber aufgrund des überlasteten Nervensystems noch nicht tun. Ist die Regeneration ausreichend erfolgt, ist es als ob die Dämme brechen und es kommt zu einem Schub, was Muskelaufbau und Kraftzuwachs angeht. Dieser Schub wird durch den Kalorienüberschuss in der Fressphase noch unterstützt.

Was ist, wenn es nicht zu einem Übertraining kommt? Es ist durchaus denkbar, dass man für längere Zeit ein Maximalkrafttraining wie oben beschrieben durchführt, ohne dass es zu Übertrainingserscheinungen kommt. Insbesondere, wenn die Regenerationsbedingungen (Schlaf etc.) optimal sind. In diesem Fall sollte man sich glücklich schätzen, dass es so läuft. Wenn man kontinuierlich ein progressives Maximalkrafttraining mit genügend Volumen für den Muskelaufbau durchführt, wird man sicher sehr gute Effekte erzielen. Meist ist dies jedoch längerfristig nicht möglich, es sei denn, man plant Deloads mit ein. Oder man verwendet die Methode, die ich in diesem Artikel beschrieben habe.

Zur Sicherheit sei gesagt, dass diese nur für Leute Sinn macht, die schon etwas länger trainieren und gewisse Kraftwerte erreicht haben (z.B. Kniebeuge 1,5faches Körpergewicht, Kreuzheben zweifaches Körpergewicht, Bankdrücken Körpergewicht). Für einen Anfänger wäre sie schlichtweg nicht notwendig und zu übertrieben. Also, wenn Ihr Euch für das neue Jahr mal was vornehmen wollt, probiert es aus! Und postet Eure Erfahrungen und Anmerkungen in die Kommentare!

Happy Lifting!

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Warum Du kein Faszientraining brauchst

„Faszientraining“ ist derzeit in aller Munde. Viele glauben, es sei die Lösung für Rückenbeschwerden und allgemeine Steifigkeit und es würde Athleten zu neuen sportlichen Höchstleistungen führen. Wenn man sich die wissenschaftliche Faktenlage ansieht, ist diese Aussage aber schwer zu halten.

Im wesentlichen gibt es ja zwei verschiedene Arten von Faszientraining: Übungen mit dem Foamroller und spezielle Dehntechniken sollen beweglicher machen und „Faszienverklebungen“ lösen. Andere Übungen, die Wippbewegungen miteinbeziehen, sollen das Bindegewebe stärken. Letztere sind, wenn man (intensives) Krafttraining macht, überflüssig, weil man dabei die Faszien gleich mitstärkt. Natürlich wären sie eine Möglichkeit, hartes Training zu vermeiden, aber warum soll man seine Faszien stärken, ohne die Muskeln mit einzubeziehen? Macht für mich wenig Sinn… .

Natürlich ist es toll, wenn die Bedeutung dieses Bindegewebes für die orthopädische Gesundheit nun mehr und mehr erkannt wird. Aber es ist nicht so, dass man sich jetzt bei orthopädischen Beschwerden nur noch auf die Faszien konzentrieren sollte. Das ist die wissenschaftliche Sichtweise der Dinge, die manchmal zu sehr auf Einzelaspekte fokussiert ist. Zu betrachten ist immer der ganze Mensch. Bei einem schmerzenden Rücken macht es Sinn, sich über den Zustand der Faszien Gedanken zu machen. Aber es spielen immer auch Muskeln eine Rolle. Es spielt immer das Gehirn eine Rolle. Der psychische Zustand. Bewegungsgewohnheiten. Akute und chronische Belastungen der Wirbelsäule. Die Haltung usw.

Ich glaube, dass der nächste Trend im Fitnessbereich die Gehirnfitness wird. Nicht in dem Sinn, dass man durch ungewöhnliche Bewegungen den eigenen IQ nach oben treibt, sondern eher umgekehrt: Erkennend, dass das Gehirn für alle Bewegungen, (Ver-)spannungen usw. im Körper zuständig ist, möchte man diesem nun beibringen den Körper endlich richtig zu bewegen. Hat man dabei Erfolg, wird man selbstverständlich auf Faszien Einfluss nehmen. Und auf Muskeln. Und auf Gelenkstrukturen. Aber das Gehirn wird der Teil des ganzen sein, dem man nun verstärkte Aufmerksamkeit schenkt. Mal sehen, was da noch kommt. Wir sprechen uns in ca. 10 Jahren.

Heißt das jetzt, dass man aufhören sollte, auf dem Foamroller rumzurollen, wenn man das bisher doch so gerne getan hat? Keineswegs. Aber zu erwarten, dass man dadurch die 3d Matrix der Faszien dauerhaft beeinflussen oder Verklebungen lösen kann, ist doch etwas zu optimistisch.